Digitale Inklusion und der Arbeitsmarkt
Die Herausforderung neue Technologien allgemein zugänglich zu machen
Leila Marco
25.07.2014 | Freitag | 16:04 Uhr | Aktualisiert am 22.09. um 16:08 Uhr (Uhrzeit Brasília)
Bis aufs Letzte das auszunutzen, was die neuen Technologien zu bieten haben und diese mit dem exponentiellen Zuwachs an Information in Einklang zu bringen, wird immer dringender zur Notwendigkeit. Bis Anfang der 1990er Jahre beschränkte sich das Wissen über und der Gebrauch von Computernetzwerken weltweit auf das wissenschaftliche und akademische Umfeld. Das Internet, so wie wir es heute kennen, entsteht aus der Schaffung des World Wide Web (www), im Jahre 1990, durch den Computerwissenschaftler Timothy John Berners-Lee, vom Europäischen Rat für Nuklearforschung (CERN).
Obwohl es viele Aufgaben vereinfacht und ein wichtiges Mittel für den erzieherischen Prozess darstellt, stehen das Internet und seine Werkzeuge noch immer nicht allen zur Verfügung, was den Prozess sozialer Inklusion ebenso wie den Zugang der Menschen zu besseren Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt beeinflusst. Professor Nelson de Luca Pretto, Autor des Buches Eine Schule ohne/mit Zukunft: Bildung und Multimedia (1996) bestätigt, dass „der Analphabet der Zukunft derjenige sei, der die neue Sprache der Kommunikationsmedien nicht beherrscht.“
Um den Gebrauch der Informations- und Kommunikationstechnologien (TIC) als eine Form des Beitrags zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung massenmedial zu gestalten, haben sich die Ländern im Allgemeinen, einschließlich der Schwellenländer, wie Brasilien, ernsthaften Hindernissen entgegengestellt gesehen.
Im Mai 2012 veröffentlichte die Stiftung Getúlio Vargas (FGV) in ihrem Bericht zum neuen Plan für Digitale Inklusion, der zusammen mit der Stiftung Telefônica/Vivo erarbeitet worden ist, dass die brasilianische Wirtschaft als siebtgrößte weltweit, noch immer eine Art von „digitaler Apartheid“ lebe.
Der Studie zufolge, die vom Wirtschaftswissenschaftler Marcelo Neri, damals Leiter des Zentrums für Sozialpolitik der FGV und heute leitender Interimsminister des Ministeriums für Strategische Fragen (SAE) koordiniert wurde, verfügt ein Drittel der Bevölkerung zuhause über einen Zugang zum Internet. Von hundert Brasilianern im Alter von über zehn Jahren sagten 65 aus, das Web nicht zu kennen. Und noch eine weitere Zahl erregt Aufmerksamkeit: die Konzentration der Klasse A der Bevölkerung beim digitalen Instrumentarium – von jeweils 10 Wohnungen mit einem Computer und Internetanschluss, gehören 7 den reichsten. Dies zeigt, dass noch viel zu tun ist, um die Ungleichheiten beim Zugang zu den TICs zu eliminieren.
Die Legion des Guten Willens hilft mit, dies zu korrigieren und arbeitet für die digitale Inklusion, ebenso wie für bessere Lebensbedingungen von Familien mit geringem Einkommen. Aus diesem Grund unterhält sie seit über einem Jahrzehnt Informatiklabore in der Mehrzahl ihrer Schulen und Gemeinschafts- und Sozialhilfezentren. Allein im Jahr 2012 unterhielt sie auf diesem Gebiet über 93 Tausend Hilfeleistungen und förderte so Kinder, Jugendliche (auf der Suche nach der ersten Arbeitsstelle), Erwachsene (bei Umschulung) und Senioren.
Der Norden und Nordosten Brasiliens im Fokus
Der Plan zur Digitalen Inklusion zeigt Ungleichheit in fünf Regionen Brasiliens auf, mit einem Zugangsranking, das sich in zwei ganz unterschiedliche Teile aufteilt. Auf den ersten zehn Plätzen befinden sich die Bundesländer aus dem Süden, des Südostens und des mittleren Westens. Im zweiten Teil konzentrieren sich die Vertreter des Nordens und des Nordostens.
In den beiden letztgenannten Regionen arbeitet die LGW intensiv daran den Mangel an digitaler Perspektiven zu reduzieren, unter Hervorhebung der geleisteten Hilfe in Aracaju;SE, Salvador/BA, Recife/PE, Teresina/PI, Itabuna/BA, Fortaleza/CE, São Luís/MA und Belém/PA.
Die Aktivitäten des Informatiklabors der Institution beinhalten Aktionen des Programms Produktive Kapazitation und Inklusion, das kostenlose Kurse zur Entwicklung der, für eine bessere berufliche Stellung notwendigen Fähigkeiten, bietet oder dafür, dass die Unterstützten selbst zu Unternehmern werden. Diese Initiative begünstigt gleichzeitig das gemeinschaftliche Zusammenleben, sowie die Werte von Bürgerschaft.
Im Informatikunterricht dann, lernen die Teilnehmer den Gebrauch von Programmen (Text- und Kalkulationsprogramme), von Browsern zum Surfen im Internet, sowie des Betriebsprogramms des Computers. Hauptziel ist es Jugendlichen und denen, die sich außerhalb des Arbeitsmarktes befinden und der immer mehr diese Kenntnisse von den Arbeitnehmern verlangt, die digitalen Kenntnisse zu vermitteln. Die Schülerinnen und Schüler erhalten zusätzlich Orientierung, wie sie ihren eigenen Lebenslauf erstellen und formatieren können.
Einordnung in den Arbeitsmarkt
In der Hauptstadt des Bundeslandes Pernambuco, ist der 20 –jährige Victorio Drumond de Farias nur einer von vielen Jugendlichen, die Unterstützung bei der Legion des Guten Willens suchen. Aus einer einfachen Familie aus Recife stammend, hatte er keinerlei Möglichkeiten einen Kursus zu bezahlen und fand so in der LGW eine Möglichkeit beruflich vorwärts zu kommen. Abgesehen davon, den Gebrauch digitaler Werkzeuge zu lernen, die heute verlangt werden, hob Victorio die anderen Vorteile des Kurses hervor: „Man hat uns viele Texte gegeben, die wir lesen und in den Computer eingeben mussten, was wiederum unsere Kenntnisse der portugiesischen Sprache vertiefte. Auch beteten wir jeden Tag, was gut für mich und die anderen war. Die Gruppe war deswegen sehr vereint gewesen.“
Für den jungen Mann waren das größere Volumen an Lesestoff und die Qualität der Texte ausschlaggebend dafür, dass sie sich in den späteren Vorstellungsgesprächen besser haben ausdrücken können. Bei einem erst kürzlich stattgefundenen Auswahlprozess mit ungefähr 100 Teilnehmern, an dem er teilgenommen hatte, wurde er schließlich als einer der 25 ausgewählt, die am besten vorbereitet waren. Dieses gute Resultat bescherte ihm eine berufliche Anstellung, zusammen mit dem Anreiz neue Träume zu verfolgen.
Ohne Alterslimit
Um die Vorteile, die die Anwendung neuer Technologien mit sich bringen, auch genießen zu können, suchen viele Senioren den Anschluss an die digitale Welt. Sie hoffen dadurch aktiv zu bleiben und aktualisiert, und im Einklang mit dem Lebensstil von Familie und Gesellschaft zu stehen. Hierzu müssen sie beispielsweise eventuell vorhandene Schwierigkeiten mit dem Gedächtnis und beim Umgang mit dem Computer überwinden, abgesehen vom begrenzten Zugang zur Welt der Informatik.
Francisca Gregório, 67 Jahre, Einwohnerin der Hauptstadt des Bundeslandes Ceará, hatte Schwierigkeiten bei der Benutzung von Bankautomaten. Außerdem litt sie an einer besorgniserregen psychosozialer Krankheit, die ein niedriges Selbstwertgefühl und Motivationslosigkeit mit sich brachte. Im Gemeinschafts- und Sozialhilfezentrum der Legion des Guten Willens in Fortaleza fand sie schließlich im Programm Gemeinschaftsräume die nötige Unterstützung.
Dank dieser solidarischen Aktion schaffte sie es, die Hindernisse zu überwinden. „Ich habe mich geschämt noch in meinem Alter einen Informatikkursus zu besuchen. Aber da sagte ein hiesiger Lehrer, dass das kein Problem sei.“ Im laufenden Kurs feiert Donna Francisca das Ereignis: „Es ist ein großer Sieg. Ich kann schon viele Sachen machen… den Editor öffnen, Facebook besuchen und im Internet Recherchen anstellen. Vorher habe ich noch nicht einmal gewusst wie man einen Computer anstellt.“
Ein Jugendlicher kehrt zur LGW zurück und gibt zurück was er gelernt hatte
Das Gemeinschafts- und Sozialhilfezentrum der Legion des Guten Willens in Itabuna, im Hinterland von Bahia, ist ein Beispiel für ausgezeichnete digitale Kapazitation. Von dieser Dienstleistung einmal abgesehen, gibt es die Sorge hierbei zusätzliche Informationen und Inhalte hinzuzufügen, was die LGW dazu gebracht hat wichtige Partnerschaften einzugehen, unter anderem mit der Firma AdmTecno Júnior Consultoria e Projetos, die von den Schülerinnen und Schülern der Kurse für Administration, Informationssysteme und Psychologie an der Fakultät für Technologie und Wissenschaft (FTC) in Itabuna gegründet, und von diesen auch selbst gemanagt werden.
Dank dieser Unterstützung vereint, seit dem zweiten Semester 2012, ein Vortragszyklus die freiwilligen Gäste aus dieser Lehranstalt. Im November referierte, unter Aufsicht der Erzieherin Eliane Marinho, der Abschlussklässler für Verwaltung, Hayan Carlson, zum Thema „Berufliche Entwicklung.” Zu Beginn stellte Hayan den von der LGW Unterstützten ein Panorama des Arbeitsmarktes vor, mit Hauptaugenmerk auf dem Thema Qualifizierung. Danach erläuterte der Vortragende die Funktionsweise von Unternehmen. Das Treffen erweckte großes Interesse unter den Teilnehmern. Nach Meinung des Studenten öffnet diese Initiative der Institution, für viele Jugendliche die Pforten des Wissens. Er zitiert sein eigenes Beispiel: „Vor 12 Jahren hat mir der Informatikkurs der LGW für meine spätere berufliche Karriere sehr geholfen. Er hat mir geholfen und [die Institution] macht weiterhin diese wunderbare Arbeit mit anderen Menschen. Die heutige Erfahrung war äußerst erfreulich, viele Leute kamen von hier und haben entdeckt, dass sie in der Lage sind ihre Träume zu verwirklichen. Ich danke der LGW für die Gelegenheit ein wenig von meinem Wissen teilen zu können… das macht mich glücklich.“
Übersetzung: Thomas Hempfing
Revision: Mônica Moraes