Planetarische Bürger ausbilden

Methode der LGW spornt Schülerinnen und Schüler zur Konstruktion einer besseren Gesellschaft an.

Suelí Periotto

22.07.2014 | Dienstag | 10:31 Uhr | Aktualisiert am 22.09. um 16:08 Uhr (Uhrzeit Brasília)

Vivian R. Ferreira
Suelí Periotto ist Fachbereichsleiterin für die Pädagogik des Guten Willens (bestehend aus der Pädagogik der Zuneigung und der Pädagogik des Ökumenischen Bürgers), sowie Leiterin des Instituts für Erziehung und Bildung José de Paiva Netto in São Paulo/SP. Sie besitzt einen Master-Titel für Erziehung an der PUC-SP und ist Dozentin und Moderatorin des Programms Erziehung in Debatte, des Radiosenders des Super Netzwerks des Guten Willens.

Die pädagogische Linie der Legion des Guten Willens (LGW), geschaffen vom Vorsitzenden der Institution, dem Erzieher José de Paiva Netto, setzt sich aus der Pädagogik der Zuneigung (für Kinder bis zu 10 Jahren) und der Pädagogik des Ökumenischen Bürgers (ab 11 Jahren) zusammen. Ihr Konzept zielt auf eine Erziehung ab, in der ethische, ökumenische und spirituelle Werte die pädagogischen Inhalte aller Disziplinen des Unterrichts durchdringen.

Die Anwendung eines differenzierten Unterrichts, den der Schöpfer dieser Pädagogischen Linie seit Jahrzehnten vertritt, wurde von den Lehrerinnen und Lehrern des Erziehungs- und Bildungsnetzwerks der LGW entwickelt: die MAPREI Methode (Methode des Lernens durch Rationale, Emotionale und Intuitive Forschung), die sich auf einer sechsstufigen Aktion bei der gesamten Planung der diversifizierten Lehrfächer innerhalb des Grund- und Sekundarschulunterrichts gründet. Es handelt sich hierbei auch um ein pädagogisches Hilfswerkzeug um Kindern und Jugendlichen, als bei der eigenen Ausbildung aktiv Mitwirkende, eine effektive Teilnahme im Unterricht zu ermöglichen, unter aufmerksamer Mediation der Erzieherinnen und Erzieher, sowie der übrigen Fachleute, bei den formalen, oder spielerisch-pädagogischen Erziehungsaktivitäten. 

In dieser Methodik positioniert sich der zu Erziehende nicht nur als ein einfacher Zuhörer. In ihrem gesamten akademischen Werdegang werden Kinder und Jugendliche von den Erzieherinnen und Erziehern dahingehend motiviert, nachzuforschen, zu diskutieren und effektive Aktionen zu starten, die in der Lage, sind positive Veränderungen in der Gesellschaft zu unterstützen, in der diese eingebunden sind.


Aufgrund der Tatsache, dass unsere Schülerinnen und Schüler Situationen sozialer Verwundbarkeit erlebt haben, ist eine Motivation zur Teilnahme an Projekten vorhanden, welche die lokale Struktur, zusammen mit der Umgebung in der sie leben, zu verbessern. Auf diese Weise entstehen Vorschläge zur Lösung von Problemen innerhalb der Gemeinschaft, die gleichzeitig ihren Familien zugutekommen. Dies wird insbesondere in den letzten Jahren der Sekundarstufe sichtbar, in der die Jugendlichen sich auf einen wichtigen Schritt in der akademischen Weiterbildung vorbereiten, indem sie in die Universität eintreten. Und in diesem Augenblick dann, werden die Resultate der in der Institution vom zartesten Alter an erfahrenen Ausbildung zu einer integralen Bildung, mit den Werten Ökumenischer Spiritualität, sichtbar. Das im Verlauf dieser Jahre angeeignete partizipative Wissen bereitet die Schülerinnen und Schüler beispielsweise auch darauf vor, sich den Fragen hinsichtlich von Drogensucht zu stellen.

Gemäß der Organisation der Vereinten Nationen (UNO), sind die ungesetzlichen Drogen weltweit für den Tod von täglich über 500 Menschen (darunter Männer, Frauen und Kinder) verantwortlich. Diese Zahlen stehen im Weltbericht über Drogen 2013, der vom Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) herausgegeben wurde und die so die Tragweite dieses Problems offenbaren.

Wissen und Kritikfähigkeit
Hierbei hat im Besonderen unsere Erfahrung gezeigt, dass sich auf externe Interventionen, wie Vorträge und expositorische Unterrichtstunden, zu beschränken, nicht ausreichend ist, um das Bewusstsein mit Tiefe zu erreichen und so die Kritikfähigkeit eines Jugendlichen zu formen. Es ist also nötig, Teil der Konstruktion des Verteidigungsmechanismus selbst zu werden. Wir werden in diesem Artikel aufzeigen, wie die Anwendungsfähigkeit der MAPREI die Schüler hinsichtlich der die Jugend betreffenden Fragen positioniert, die oftmals ja noch aus freundschaftlichen Bindungen mit früheren Schulkollegen stammen, die in einigen Fällen in der Lage sind, den Jugendlichen zu beeinflussen, z.B. auf dem gefährlichen Weg zu den Drogen.

Um dieses Thema zu illustrieren, nichts besser als sich den Vorschlag des Unterrichtsfachs des Zusammenlebens einmal genauer anzuschauen, das vom Gründer des Erziehungs- und Bildungskomplex des Guten Willens in der Absicht gegründet wurde, Themen, die im Zusammenhang mit der Sexualität (wobei Gefühl und Verantwortung mit alltäglichen Fragen verbunden werden) stehen, und unter aktuellen Sachverhalten zu diskutieren.

Die MAPREI, Schritt für Schritt
Die Planung, die wir im folgenden teilen werden, ist auf die dritte Klasse der Sekundarstufe im laufenden Trimester ausgerichtet.

Erste Etappe: Mobilisierung, Identifizierung der Inhalte/thematisches Gebiet – hier wird die Geschichte eines Erfinders nahegebracht, der es regnen lassen wollte und dem dies auch gelang. Die Frage in den Debatten mit den Schülerinnen und Schülern war: „Wo möchtest du es denn in deinem Leben gerne regnen lassen?“, worauf jeder Schüler auf einem Blatt Papier seine Ziele für die nächsten Jahre niederschrieb.

Zweite Etappe: die individuelle Suche nach Wissen – es wurden Recherchen zum Thema „Drogen und ihre Konsequenzen: sexuelle Impotenz und Sterilität“ durchgeführt. Die Schülerinnen und Schüler konnten hierzu Zeitschriften, Tageszeitungen, Websites oder medizinische Abhandlungen konsultieren, die ihnen die Punkte lieferten, die ihnen am wichtigsten erschienen um sie in der Klasse vorzutragen.

Dritte Etappe: die Sozialisierung des Wissens – die Schülerinnen und Schüler teilen die in den Recherchen aufkommenden Inhalte mit ihren Mitschülern.

Vierte Etappe: Schlussfolgerung – es wurde verlangt, dass, in Gruppenarbeit, eine Präsentation für die jüngeren Mitschüler mit einer Zusammenfassung der recherchierten Informationen erstellt wird, in der die Auswirkungen erlaubter Substanzen (alkoholische Getränke und Zigaretten) und von verbotenen (verschiedene Drogen) auf den Organismus von Männern und Frauen dahingehend erklärt werden, dass sie Sterilität und sexuelle Impotenz verursachen und so die Konstitution einer Familie und die Kontinuität ihrer Geschichte verhindern.

Fünfte Etappe: Präsentation der Resultate – es war ein bedeutender Augenblick, in dem die älteren Schülerinnen und Schüler (um die 17 Jahre) ihre Recherchen mit den jüngeren (zwischen 11 und 13 Jahren) teilen konnten -  da ja in diesem Schritt die Resultate der MAPREI am sichtbarsten sind, denn man kann hierbei klar das Verständnis zum erworbenen Wissen erkennen, das durch die Recherchen und Diskussionen zum Thema erzielt wurde, die ihnen vom Erzieher vermittelt wurden. Die Arbeit der dritten Klassen war so bedeutend, dass sie dazu eingeladen wurden an der Sondersendung des Programms Jesus ist das Thema teilzunehmen, das von Guter Wille TV (Kanal 20 auf SKY) ausgestrahlt wird. Hier berichteten die Schülerinnen und Schüler von der ihrer Vorgehensweise beim Projekt (was ihnen aufgrund der Rezeption, die sie im Zusammenleben mit den jüngeren Schülern erhielten, große Befriedigung bereitete), und ihrem Bericht über ihre Recherchen und den individuellen Schlussfolgerungen. Zusätzlich wurden zu diesem Thema, noch in dieser Etappe der MAPREI, Poster, Cartoons und andere künstlerische Arbeiten auf der Elternversammlung der Sekundarstufe, zum Trimesterabschluss vorgestellt, die von den Schülerinnen und Schülern selbst angefertigt wurden. Dies beruhigte die Familien sehr, weil sie so den Einfallsreichtum und das Wissen zu diesem Thema sehen konnten, die garantierten, dass ihre Kinder Abstand zu diesen Substanzen halten würden, die so großen Schaden unter den Kindern und Jugendlichen angerichtet haben.

Sechste Etappe: individuelle Schlussfolgerung – zum Abschluss des Trimesters führten die Jugendlichen Bewertungen durch, debattierten das Thema und fassten jeder für sich zusammen, was die Grundlage dieser Recherche über die Drogen für ihr eigenes Leben gebracht hat.


Engagement und Dialog für ein wahrhaftiges Lernen
All diese genannten Schritte sind dazu gedacht die MAPREI nicht allein zu einem Transfer von Informationen zu machen, sondern den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu geben, sich zu diesen Themen äußern zu können und sie in die pädagogischen Prozesse mit einzubeziehen.

Die Anwendbarkeit dieses innovativen erzieherischen Konzepts ist vom Unterschied, „Herz und Hirn“ zu vereinen, gekennzeichnet. Einem Vorschlag Paiva Nettos, nachdem man in die Formung des Intellekts investieren muss, ohne aber gleichzeitig zu vergessen, dass wir alle Wesen sind, die mit Verstand und Seele ausgestattet sind, die spirituelle Nahrung benötigen – d.h., in den Worten des Leiters der LGW, man braucht „eine Sicht über den Intellekt hinaus”.

Das Lehrpersonal in den Schulen der Legion des Guten Willens entwickelt zusammen mit den Schülerinnen und Schülern Recherchen und Diskussionen von Themen, die die Ökumenische Spiritualität in den Lehrplan mit einschließt, und fördert somit den pädagogischen Vorschlag der Institution, die Formung (der Gefühle) mit der notwendigen Information (dem Intellekt) zu vereinen, und hiermit die Entwicklung des biopsychosozialen Geistes der Schülerinnen und Schüler anzustreben. Das Wichtigste ist, dass es sich hierbei um Aktionen mit großer Wirkung handelt, die replizierbar sind und die den Lernprozess noch bereichernder und partizipativer gestalten, was gleichfalls gute Ergebnisse für die Gesellschaft erbringt.

Übersetzung: Thomas Hempfing
Revision: Mônica Moraes