Erklärung der LGW zur 58. Sitzung der Kommission über die Situation der Frau
Vom 10. bis 21. März 2014 in New York, USA
Leila Marco
11.03.2014 | Dienstag | 15:03 Uhr | Aktualisiert am 22.09. um 16:08 Uhr (Uhrzeit Brasília)
Dieser Bericht bietet der Kommission der Vereinten Nationen über die Situation der Frau (CSW) Empfehlungen und die gute Praktiken der Legion des Guten Willens (LGW) an, einer Organisation der brasilianischen Zivilgesellschaft, die seit 1999 den Status eines allgemeinen Beraters beim Wirtschafts- und Sozialrat der UNO (ECOSOC) innehält.
Die LGW vertritt die Gewichtung auf Erziehung und Umerziehung als eine Strategie größter Effizienz bei Vorbeuge und Bekämpfung aller Arten von Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Die Erfolgsgeschichten die in diesem Dokument aufgezählt werden, haben von daher die wichtige Rolle, zu den vereinbarten Zielsetzungen, sowie vor allem zu der Gesamtheit der Aktionen, die erst nach 2015 definiert werden und in dieser 58. Sitzung der CSW zur Debatte stehen, mit beizutragen.
Die Legion des Guten Willens wurde offiziell am 1. Januar 1950 (dem Tag der Universalen Verbrüderung) in der Stadt Rio de Janeiro/RJ in Brasilien, vom Journalisten, Rundfunksprecher und Dichter, Alziro Zarur (1914-1979) gegründet. Ihm folgte im Vorsitz der Institution der ebenfalls Journalist, Rundfunksprecher und Schriftsteller, José de Paiva Netto. Die LGW unterhält 87 sozialerzieherische Einheiten in ganz Brasilien, sowie in weiteren sechs Ländern mit autonomen Basen (Argentinien, Bolivien, Vereinigte Staaten, Paraguay, Portugal und Uruguay). Im Jahre 2013 leistete die LGW über 10 Millionen Hilfsleistungen und Unterstützung gegenüber der sich in einer Situation von sozialer Verwundbarkeit oder Risiko befindlichen Bevölkerung (56% davon richteten sich an Frauen). Abgesehen von Schulen, Gemeinschafts- und Sozialhilfezentren und Seniorenheimen nutzt die LGW ein Netzwerk für soziale Kommunikation (Radio, TV, Internet und andere Veröffentlichungen) um Erziehung, Kultur und die Werte der Bürgerschaft zu fördern.
Gewalt gegen Frauen
Die erste globale Herausforderung, auf die die LGW in diesem Bericht aufmerksam macht, ist die Reduzierung der Anzahl von Todesfällen bei Frauen, aufgrund extremer Gewalt der Geschlechter, dem sogenannten Frauenmord. Das brasilianische Gesetz „Maria da Penha“ zeitigte expressive Fortschritte hinsichtlich des gesetzlichen Schutzes der Frau in Brasilien. Heute, neben den konstanten Anstrengungen zur Stärkung der Mechanismen in der Anwendung dieses Gesetzes, wird gleichfalls die Suche nach weiterführenden Strategien diskutiert. In diesem Zusammenhang zeigt die LGW zwei Aspekte auf, die bei Fällen von Geschlechterkonflikten zutage treten: die geringe Schulbildung von vielen Opfern und, vor allem, die „kulturelle Akzeptanz“ von Gewalt gegen Frauen. Der Frauenmord stellt die grausamste Seite eines für sich alleine schon erschreckenden Problems dar, denn ihm fallen Frauen und Kinder auf eine stille Weise zum Opfer.
In seinem vielbeachteten Artikel mit dem Titel „Patrimoniale Gewalt“, warnte der Vorsitzende der LGW, der Journalist José de Paiva Netto vor dieser oftmals angewandten Art von Gewalt, die besagt, dass, wenn eine Frau arbeiten gehen möchte und ihr dies von ihrem Partner verwehrt wird, dieser hierzu sogar persönliche Dokumente vernichtet, sowie Eigentum von beiden und auch Arbeitsinstrumente. Ja, der sogar Frau und Kinder aus dem Haus wirft und so den Wunsch der Frau auf eine eigenständige Arbeit unterdrückt. Die brasilianischen Gerichte sind voll von Fällen dieser Art. Angesichts dieses Szenarios, fasst der Artikel zusammen: „Es ist unser aller Pflicht, sowie die der verantwortlichen Institutionen, die Hilfe für die Opfer von Gewalt in ihren unterschiedlichen Aspekten zur Wirklichkeit werden zu lassen. Ja, mehr noch, ihr zuvorzukommen und nicht zuzulassen, dass diese tatsächlich geschieht.“ Und dieses „zuvorkommen“, bedeutet für die LGW die Wahrnehmung dieses Problems auf dem erzieherischen Gebiet im öffentlichen Umfeld zu fördern, um die so notwendige kulturelle Veränderung im Verhalten der Geschlechter miteinander in Gang zu leiten.
Die Feminisierung der Armut
Für den vorbereitenden Ausschuss zur 58. CSW, verlangt das weltweite Szenario enorme Vorsicht: Wirtschaft- Umwelt- und Lebensmittelkrisen, zusammen mit dem Ansteigen von sozialer Ungleichheit in fast allen Ländern, verstärken sich gegenseitig und verhindern so die wichtigen (aber immer noch zu geringen) Fortschritte, die hinsichtlich der Gleichheit der Geschlechter bereits errungen worden sind. Armut, Arbeitslosigkeit, mangelnder Zugang zu sanitären Einrichtungen, Bildung, Gesundheit und Nahrungsmitteln treffen zuallererst und am schlimmsten die Frauen.
Von daher verschlechtern sich auch die übrigen sozialen Indikatoren, da es normalerweise die Frau ist, die in der Familie für die Sorge um die Kinder, die Alten, für Kranke oder Behinderte zuständig ist. In einem, für die 49. Sitzung der CSW ausgearbeiteten Bericht, hob der Leiter der LGW die grundlegende Rolle der Frau hervor, indem er bestätigte, dass „diejenige Gesellschaften, die diese erniedrigen, sich so das gleiche selbst antun. Eine Frau mit aufgeklärtem Verständnis, wird es erreichen, dass die familiären Bande stark, die Gemeinschaft groß, einig und moralisch wird und von daher respektiert.“
Einer der Aspekte, der die Erfahrung der LGW unterscheidet, liegt in ihrer holistischen und integralen Sichtweise des Menschen und seines ewigen Geistes gegenüber begründet. Aus diesem Grunde schlägt die Institution die Artikulierung von unterschiedlichen Strategien zur Überwindung von Gewalt und Ungleichheit vor, die sich immer um eine Achse bewegt: die der lebenslangen Erziehung.
Die LGW entwickelt Sozialhilfeprogramme, die Kinder ab einem Alter von vier Monaten aufnehmen, bis hin zu Erwachsenen, und die ihr Augenmerk auf die spezifischen Bedürfnisse der Betroffenden ausrichten. Auch produziert sie erzieherische Inhalte und Kampagnen, auch zur sozialen Mobilisierung, die über die Massenmedien verbreitet werden.
Es gibt so viele Herausforderungen für die Entwicklungsländer, wie beispielsweise die Länder Lateinamerikas, bei der Universalisierung der Kindererziehung und auch bei der Ausweitung der Schulzeiten von Kindern und Jugendlichen. Diese Unsicherheit verhindert es, dass viele Mütter einer formalen Arbeit nachgehen können. Was natürlich das familiäre Einkommen drastisch reduziert und ihnen die Möglichkeit nimmt, unabhängig vom Ehepartner oder anderen Familienangehörigen zu sein.
In diesem Szenario bietet das Programm LGW-Kinder: Zukunft in der Gegenwart! für zehntausende Kinder und heranwachsende Jugendliche soziale und erzieherische Workshops zusätzlich zum Schulunterricht an und gewährleistet eine soziale Unterstützung für die Familien. Themen wie Bürgerschaft, Geschlechtergleichheit und Kinder- und Jugendprotagonismus werden mit den Kindern ebenso wie mit den Eltern oder den Erziehungsberechtigten zusammen erarbeitet. Die Fachleute der LGW sind weiterhin dazu qualifiziert, Fälle von häuslicher Gewalt und von Kindesmissbrauch zu identifizieren und zur Lösung dieser Fälle mit beizutragen.
Innerhalb des Programms Gemeinschaftsräume werden diese Themen von der LGW auf eine umfassende Art und Weise, zusammen mit Jugendlichen, erwachsenen Frauen und Seniorinnen behandelt. Die Initiative klärt hierbei alljährlich über fünftausend Betroffene über die Mechanismen auf, die deren Rechte gewährleisten und ihnen dabei helfen fundamentale soziale und gemeinschaftliche Bindungen zur Emanzipation der Frau und zur Überwindung von erniedrigenden Situationen zu schaffen und zu stärken. Die Unterstützung der Institution kann mithilfe des Programms Produktive Kapazitation und Inklusion ergänzt werden, das die unterstützten Menschen auf den formalen Arbeitsmarkt, oder auf eine Existenzgründung hin vorbereitet. Diese Aktion wertet die Aktivitäten zur Einkommensgenerierung im Zusammenspiel mit der Realität der unterstützten Gemeinschaft auf. Die LGW in Bolivien beispielsweise, stimulierte die Schaffung einer Kooperative zur Kapazitation der Frauen bei der Produktion von ökologischen Kehrbesen und half hier, sowohl bei der Reduzierung von Plastikflaschenresten, die vorher einfach in die Landschaft weggeworfen wurden, als auch bei der signifikanten Verbesserung des Einkommens dieser Familien.
In den Fällen, in denen eine Frau, eine in der Gemeinschaft führende Rolle unterhält und bei Verhandlungen mit der öffentlichen Hand über Fragen zu sanitären Anlagen, zu Wohnungen und der urbanen Infrastruktur aktiv ist, findet sie Kapazitation und Raum für Gedankenaustausch in der Aktion des Netzwerks für eine Solidarische Gesellschaft, der LGW. In dieser Bewegung schließen sich intersektorielle Führungsriegen des öffentlichen und privaten Sektors, von Universitäten und aus der Zivilgesellschaft in einem Netzwerk zusammen und ermöglichen so die Schaffung von Partnerschaften, sowie das Einwirken auf die öffentliche Politik.
Die Gesundheit der Frau
Auf dem Gebiet der Gesundheit stellen die weiterhin bestehenden hohen Raten von toten Müttern, insbesondere im Südosten Asiens, im subsaharischen Afrika und in bestimmten Regionen von Entwicklungsländern – ebenso wie die erhöhten Raten von HIV/Aids in Ländern Afrikas und der Karibik - die sexuelle und reproduktive Gesundheit ins Zentrum der Aktionen zur Schaffung von Lebensqualität der weiblichen Bevölkerung auf eine globale Ebene. Die LGW konnte reichhaltige pädagogische Erfahrung auf den Gebieten der Familienplanung und bei der Vorbeuge vor Geschlechtskrankheiten ansammeln. Abgesehen von ihrer interdisziplinären Arbeit bei der Grundlagenerziehung, brachte sie vor 13 Jahren ein Lehrfach namens „Gemeinschaftsleben“ in den Unterricht mit ein. Indem sie den Jugendlichen Aktivitäten der Forschung und des kritischen Denkens zu Themen des Verhaltens und deren Reflexe auf die Gesellschaft vorschlug, half die Institution dabei mit, dass diese, auf eine gleichberechtigte erwachsene und sicherere Weise, affektive Beziehungen unter einer Perspektive der Geschlechtergleichheit eingehen können.
Eine weitere permanente Handlungsfront der LGW auf diesem Felde stellt das Programm Bürger-Baby dar, das alljährlich Verlaufsfolgeuntersuchungen sowie soziale und psychologische Unterstützung für Hunderte von schwangeren Frauen bietet. Es bietet Orientierung die Mutterschaft auf eine gesunde Art und Weise zu erleben. Es sorgt auch für die notwendige Pflege des Kindes in seinem ersten Lebensjahr und legt ein besonderes Augenmerk auf die Wertschätzung der Weiblichkeit der Teilnehmerinnen.
Das Zielpublikum setzt sich hierbei aus Schwangeren und Frauen mit Neugeborenen zusammen, die finanzielle Schwierigkeiten haben und unter Instabilität im familiären und partnerschaftlichen Umfeld, sowie an psychologischer Unruhe leiden. Diese Situationen, die noch dazu erschwert werden durch den Mangel an Planung bei der Schwangerschaft sowie durch sozialen und familiären Druck, insbesondere von den eigenen Partnern, verursachen große emotionale Konflikte und können zu überstürzten Handlungen führen, mit möglichen körperlichen und seelischen Folgen, welche die Frauen das ganze Leben hindurch verfolgen.
Um allen Frauen das Recht auf das vollständige Leben der Mutterschaft garantieren zu können, empfiehlt die Institution, dass Erfahrungen wie die des Programms Bürger-Baby, mit ihrer sozialen und psychologischen Unterstützung der Schwangeren gegenüber (im Zusammenspiel mit einer ärztlichen Versorgung des Ungeborenen), reproduziert werden und/oder diese die öffentlichen Politiken dahingehend beeinflussen, dass jene in der Lage sein werden, immer mehr Frauen, die sich in einer Situation von Risiko befinden, zu unterstützen. Auch, wenn immer möglich, mit der Unterstützung der privaten Initiative und von Nichtregierungsorganisationen.
Die Legion des Guten Willens erkennt ebenso die Anstrengungen an, die in Brasilien unternommen wurden, um das Recht auf Anerkennung der Vaterschaft für alle brasilianischen Kinder zu garantieren. Denn letztendlich, „müssen sich Staat und Gesellschaft zusammentun und Lösungen dazu finden, dass die Familien in der Lage sind ihre Kinder auf würdige Weise großzuziehen und zu erziehen“, so der Vorsitzende der LGW.
Erziehung mit Werten
Das Erziehungsmodell der LGW wurde für weitere Bildungseinrichtungen, öffentliche oder auch private, systematisiert und multipliziert und kann auf eine akademische Anerkennung zählen. Die Institution steht immer zur Verfügung, um ihre Arbeitspädagogik und Methodik mit sozialen und erzieherischen Organisationen anderer Länder zu teilen, die daran interessiert sind diese an ihre lokale Realität zu adaptieren.
Ebenso wie im seriellen und formalen Unterricht, der jedes Jahr von neuem vom zu Erziehenden die Aneignung eines gewissen Pensums an Wissen und Kompetenzen erwartet, so setzt auch die LGW alljährlich zu erfüllende pädagogische Zielsetzungen zur Entwicklung von Werten einer Bürgerschaft, anhand von spezifischen Bewertungsstrategien und Mechanismen fest. Auf Grundlage dessen entwickelt das Fach „Ökumenische Kultur“ mit Tiefe vierteljährlich Grundlagenthemen mit kulturellem und sozialen Inhalten, während die übrigen Unterrichtsfächer auf simultane Weise mit anderen akademischen Lehrfächern in interdisziplinärer Weise im Dialog stehen.
Eines der behandelten Themen, als ein Beispiel für diese Praxis, ist das der Barmherzigkeit –ein im weitesten Sinne anzusehender Begriff, als Synonym der Brüderlichen Liebe. Am 5. September 2013 feierte die Welt erstmalig den Internationalen Tag der Barmherzigkeit, ein alljährlich begangener Feiertag, der von der UNO eingeführt wurde. Diese Anerkennung stellt einen wichtigen Schritt in Richtung einer Humanisierung der öffentlichen Politik dar, welche die affektiven und spirituellen Dimensionen des Menschen in Betracht ziehen. Die LGW, die 2014 das 20-jährige Bestehen ihrer Assoziation mit der Abteilung für Öffentliche Information der UNO begeht und seit 15 Jahren den Status eines Allgemeinen Beraters beim Ecosoc innehält, bringt ihre Genugtuung darüber zum Ausdruck, in der Lage zu sein für diese Veränderung ihren Beitrag leisten zu können. Von Anbeginn an suchte sie immer bei den Debatten der Vereinten Nationen ihren Standpunkt zur Rolle von Solidarität, Altruismus, der Brüderlichen Liebe, der Spiritualität und des Ökumenismus bei den dort eingereichten globalen Fragen verständlich zu machen. Sie vertritt aus diesem Grunde diese und andere unerlässliche Werte bei der Konstruktion einer gerechteren Gesellschaft, in der alle Arten der Diskriminierung der Geschlechter, der Ethnien, der sexuellen Ausrichtung, von Religion, sozialer Stellung usw. verbannt werden.
Hinsichtlich des Begriffs der Barmherzigkeit bestätigte der Vorsitzende der LGW in einem, im Jahre 2007, anlässlich der Hochrangigen Versammlung des Ecosoc, in Genf, an die UNO gerichtetem Dokument: „Die Barmherzigkeit in ihrer tiefsten Bedeutung, sollte eines der hauptsächlichsten Statute der Politik darstellen, denn sie beschränkt sich nicht nur auf die einfache und lobenswerte Geste ein Brot zu geben. Sie ist das Gefühl, das – indem sie die Seele des Regierenden, des Parlamentariers und des Magistrats erleuchtet – das Volk auf eine Regierungsweise zu hinführt, in der die Solidarität die Grundlage der Wirtschaft, in ihrer weitestreichenden Bedeutung darstellt. Dies aber verlangt, anhand der Vermittlung durch die Spiritualität, nach einer Restrukturierung der Kultur, im Allgemeinen, wie auch als akademischer Disziplin.“