Die Unterstützung durch die Familie ist bei der Behandlung von Alzheimer fundamental

Abgesehen vom Gedächtnis, hat die Krankheit große Auswirkungen auf den Alltag des Kranken und begrenzt seine Fähigkeit die Dinge des Alltags zu meistern.

Karine Salles

15.03.2016 | Dienstag | 15:58 Uhr | Aktualisiert am 22.09. um 16:08 Uhr (Uhrzeit Brasília)

Alzheimer fängt mit kleinen Vergesslichkeiten an und die Symptome können so mit dem natürlichen Prozess des Alterns verwechselt werden. Noch gibt es keine Heilung für diese Krankheit, die den Verlust kognitiver Funktionen verursacht, wie beim Kurz- und Langzeitgedächtnis, und Schwierigkeiten beim Sprechen, sowie räumliche und zeitliche Desorientierung mit sich bringt. „Man kann in jedem Alter Gedächtnislücken haben, selbst als Kind schon. Was man aber bei Menschen sehen kann, bei denen die Krankheit im Begriff ist sich zu entwickeln, ist, dass dies immer häufiger geschieht und somit immer mehr in deren Alltag eingreift“, so warnt der brasilianische Neurologe Paulo H.F. Bertolucci, Chef der Abteilung für Verhaltensneurologie an der Schule für Medizin in São Paulo (Unifesp).

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Vom 65. Lebensjahr an verdoppelt sich die Wahrscheinlichkeit an Alzheimer zu erkranken alle fünf Jahre. Davon abgesehen entwickeln Personen mit einer familiären Vorgeschichte eine größere Wahrscheinlichkeit diese in Zukunft zu entwickeln, verglichen mit denen, die keine Beispiele in der Familie haben. Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Tabakmissbrauch und mangelnde Bewegung sind Faktoren, die gleichfalls dazu beitragen können, dass sich die Krankheit vorzeitig manifestiert. Abhängigkeit, Schlaflosigkeit, Veränderungen in der Ernährungsstruktur und Aggressivität können im weiteren Verlauf der Krankheit dazukommen. Noch gibt es keine Heilung für Alzheimer, oder Medikamente, welche das Fortschreiten der Krankheit unterbrechen, verändern oder sogar verhindern könnten; es gibt aber glücklicherweise Behandlung. Im Gespräch, in der Sendung Reiches Leben, des Senders Guter Wille TV, hebt die Neuropsychologin Gisele Calia hervor, dass der Zusammenhalt und die Unterstützung der Familienangehörigen fundamental sind im Leben eines Patienten mit Alzheimer. Sehen Sie im Folgenden einige der Fragen, die den Fernsehzuschauern beantwortet wurden:

„Bei meinem Mann wurde der Beginn von Alzheimer diagnostiziert. Wie kann ich ihm helfen gegen die Krankheit anzukämpfen und was mache ich, wenn er sich nicht mehr an mich erinnert?“

Dr. Calia – Ich glaube, dass dies die hauptsächliche Angst ist. Es scheint dann so, als ob all das, was bisher zusammen gelebt wurde vergebens gewesen ist, und man denkt: „wohin ist das alles nur gegangen?“ Oftmals ist die Verzweiflung der Familie größer als die des Patienten. (…) Und hiermit tritt eine äußerst wichtige Frage zu Tage: Die Familienangehörigen können zuallererst dadurch helfen, dass sie nicht in eine Konfrontationsstellung zum Patienten gehen. Insbesondere am Anfang ist es wichtig eben nicht zu sagen, „Nein du hast ja Probleme mit dem Gedächtnis!“ oder sogar „Halt! Du bist ja krank!“, denn derjenige wird dies gar nicht verstehen. Ein solches Verhalten ist nicht hilfreich. Wenn er sich nicht mehr an Sie erinnert, dann stellen Dinge, die helfen könnten, die Alben mit den Familienfotos dar. Das ist etwas, was das Langzeitgedächtnis eines Menschen mit Alzheimer am besten aufbewahrt, denn der von der Krankheit angegriffene Teil des Gedächtnisses ist der erst kürzlich entstandene. Es ist, als würde der Patient in die Vergangenheit zurückkehren. (…) In diesem Zusammenhang ist Zuneigung von essentieller Bedeutung. Menschen mit Alzheimer sind wesentlich sensibler und benehmen sich wieder fast so wie Kinder. Von daher muss die Familie viel Unterstützung und Zärtlichkeit geben und dem Patienten helfen sich an die praktischen Dinge des Alltags zu erinnern, wie beispielsweise Medikamente zu nehmen oder die persönliche Hygiene. All das hilft dem Patienten ein würdiges Leben mit Qualität zu führen.

„Mein Vater ist 72 Jahre alt und hat Alzheimer. Er hat immer ein gesundes Leben geführt, hat aber diese Diagnose erhalten. Wie kann ich meiner Mutter helfen diese Herausforderung zu verstehen?“

Dr. Calia – Das wichtigste dabei ist ihre Mutter niemals mit diesem Problem alleine zu lassen. Es ist wichtig, dass alle Familienmitglieder zusammenstehen. Wenn nur eine Person allein verantwortlich ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Person – in Ihrem Fall die Mutter – so gestresst wird, dass es gut möglich ist, dass sie noch vor ihrem Mann krank wird. Es ist also in der Tat wichtig sie manchmal aus dieser Situation herauszunehmen, denn die Mutter ist ja nicht krank und benötigt weiterhin die Spaziergänge und eine andere Art der Unterhaltung. Es ist fundamental wichtig sie hiermit zu versorgen, damit sie, wenn sie zurück bei Ihrem kranken Vater ist, ruhiger sein und diese Situation besser akzeptieren kann. Denn ein großes Problem ist es, dass der Patient keine physischen Folgeerscheinungen aufweist und so nicht den Eindruck hinterlässt, krank zu sein. Von daher behandeln wir den Menschen manchmal automatisch so, als ob er noch der gleiche wäre; das ist aber leider nicht der Fall. Und von daher, je mehr die Familienangehörigen nach Informationen, medizinischer Hilfe und nach spezialisierten Vereinigungen nachsuchen, desto besser wird die Behandlung sein.

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