Eine Lektion der Eltern für die Kinder: Finanzielle Erziehung macht man, indem man ein gutes Beispiel gibt

Sehen Sie, wie die Ökumenische Spiritualität* ihren Beitrag zur finanziellen Erziehung der Kinder leisten kann.

Wellington Carvalho

13.07.2016 | Mittwoch | 14:51 Uhr | Aktualisiert am 22.09. um 16:08 Uhr (Uhrzeit Brasília)

Die wirtschaftlichen Veränderungen, die in der Welt stattfinden, bieten gute Möglichkeiten, um die Kinder zum Sparen anzuhalten, indem sie ihre Kreativität benutzen. Die Sorgfalt, mit der man die Finanzen administrieren sollte, sie ist von essentieller Bedeutung. Denn letztendlich führt dieses Verhalten zu einem Erwachsenen mit einem größeren Bewusstsein  für die eigenen Ausgaben und von daher zu einer besseren Lebensqualität.

All das, was Zuhause geschieht, wie die Beziehungen der Familienmitglieder zueinander, zu den Haustieren, die Disziplin bei den Finanzen oder mit den häuslichen Aufgaben, all dies wird für gewöhnlich von den Kindern nachgeahmt. Für den Finanzcoach Brasiliens, Roberto Navarro, ist eine Bewusstmachung der Kleinen ohne das gute Vorbild von Eltern und Erziehungsberechtigten nicht möglich. „Das größte Problem hierbei ist, dass die Eltern selbst keine finanzielle Erziehung genossen haben.“ Das bedeutet, wenn der Vater eine vom Konsumdenken beherrschte Lebensauffassung hat, dann tendiert der Sohn höchstwahrscheinlich in die gleiche Richtung.

„Eine Sicht über den Intellekt hinaus“

Der Erzieher Paiva Netto, Vorsitzender der Legion des Guten Willens (LGW), lädt uns wiederholt dazu ein, dass wir, mit einem Blick über den Intellekt hinaus, mit den Situationen in unserem persönlichen, wie auch kollektiven Leben umgehen. Das ist es, was die Pädagogik der Zuneigung und die Pädagogik des Ökumenischen Bürgers anregen, die von ihm entwickelt wurden und in allen sozialen und Erziehungs- und Bildungseinheiten der LGW angewandt werden. Deren Vorschlag ist es, dass alle Bereiche des menschlichen Wissens von ethischen Werten durchdrungen werden. In diesem Zusammenhang bedeutet mit den Schülerinnen und Schülern sowie mit deren Eltern über Geld zu reden und sie zu lehren die Finanzen gut zu verwalten, dass ihnen auch die Bedeutung dessen aufgezeigt wird, in unseren Auswahlmöglichkeiten humaner und solidarischer zu sein.

„Immer dann, wenn unser Sohn sich den Teller vollmacht und danach wird das Essen weggeschüttet, können wir sagen: ‚tu dir das nächste Mal etwas weniger auf den Teller. So viele auf der Welt leiden an Hunger.‘ Auf diese Art können wir ihm mitgeben, welche Bedeutung Geld hat und so gute Werte in seinem Leben vermitteln“, so gibt die Fachbereichsleiterin für die pädagogische Linie der LGW, Suelí Periotto, Direktorin des Bildungs- und Erziehungsinstituts José de Paiva Netto in São Paulo, Brasilien ein Beispiel.

Eine weiteres Beispiel, das wichtig ist hervorzuheben, ist das des Spielzeugs. Für die Direktorin wäre es interessant, dass, immer dann, wenn ein neues Spielzeug ins Haus kommt, die Familie vorschlagen würde: ‚Jetzt such dir eins aus, das wir jemand anderem abgeben können.‘ Oder auch: ‚Es ist Weihnachten und du hast vier neue Spielzeuge geschenkt bekommen. Du wirst jetzt vier von den alten aussuchen, die wir dann jemandem geben können. (…) Es wäre auch gut, wenn es das Kind selbst ist, das die Spende dann übergibt. Dies ist eine Form des sich von etwas Loslösens.“ Es ist grundlegend wichtig, dass wir es im Alltag den Kindern klarmachen, wie vieles von all dem, was wir konsumieren auf das Leben der anderen Menschen Einfluss haben kann. Stellen Sie öfters den Kindern und sich selbst die folgende Frage: „Brauchen wir denn dieses Produkt wirklich?“

Vivian R. Ferreira
Schülerinnen und Schüler der LGW simulieren bei einer Aktivität im Spielzimmer den Einkauf von Früchten auf dem Wochenmarkt. Dabei lernen sie, wie man auf bewusste und nachhaltige Weise mit Geld umgeht.

Hinsichtlich dieses Themas bestätigt Paiva Netto: Die Wirtschaft muss unter dem allerhöchsten Aspekt der Solidarität gesehen und gelebt werden, die allen den Zugang zu Produktionsgütern ermöglicht: die Wirtschaft ist die, im weitesten Sinne, am meisten spirituelle der Wissenschaften (oder der Kunst).“ Von daher hilft die Anwendung dieser guten Werte im Alltag, Unmittelbarkeit und ungebremsten Konsum abzuschwächen, die heutzutage Kinder und Jugendliche beeinträchtigen.

Ratschläge an Eltern und Erziehungsberechtigte

An die Eltern gerichtet, warnt der Coach Roberto Navarro noch dazu, dass die finanzielle Erziehung sich nicht auf das Einkommen oder die Gesamtheit der Ausgaben beschränken, sondern gleichfalls den emotionalen Aspekt mit einschließen sollte. Wenn die Emotionen sich nicht im Gleichgewicht befinden, dann wird auch die eigene Tasche beeinträchtigt. Einen weiteren Faktor stellt das Fehlen von Planung dar. Um beim Geld den größten Nutzen zu erzielen, schlägt er vor die Ausgaben in vier verschiedene Kategorien zu unterteilen. Auf diese Weise wird es einfacher zu wissen welche Ausgaben man streichen sollte und welche halten. Sehen Sie hier Beispiele in den jeweiligen Kategorien:

- Feste verbindliche Ausgaben: Die Miete (man braucht eine Wohnung um überleben zu können).
- Variable Ausgaben: Stromrechnung (sie ist variabel, weil es möglich ist den Verbrauch zu reduzieren).
- Feste unverbindliche Ausgaben: Fitnessakademie (obwohl eine feste monatliche Ausgabe, ist es möglich die Akademie zu wechseln und auch, wenn nötig, sie nicht mehr zu nutzen).
- Unverbindliche variable Ausgaben: Ein Restaurantbesuch (Wahl des Lokals und Häufigkeit des Besuchs können immer revidiert werden).

„Für das Budget ist es ideal die Regel 50, 20, 30 zu benutzen, d.h., 50% von dem, was man verdient sollte für die Lebenshaltung ausgegeben werden, 20% sollten für Investitionen reserviert sein; 30% für den Konsum, wie beispielsweise der Tausch gegen einen Neuwagen, Kleidung etc.“, so hebt der Finanzcoach hervor. Disziplin bei den Ausgaben zu haben, fördert die finanzielle Sicherheit zuhause und Diskussionen über das familiäre Budget durchzuführen, ist ebenfalls grundlegend wichtig.

_____________________________________________

¹ Ökumenische Spiritualität – Dieser Wahlspruch der Legion des Guten Willens ist in all ihren soziedukativen Aktionen gegenwärtig, denn er wird verstanden als „die Wiege der allergroßzügigsten Werte, die der Seele entwachsen, der Wohnstätte der Emotionen und der von der Intuition erleuchteten Gedanken, der Umgebung, die all das umfasst, was über das vulgäre Feld der Materie hinaus geht und von der sublimierten menschlichen Sensibilität bestimmt wird, wie der Wahrheit, der Barmherzigkeit, der Moral, von Ethik, Ehrlichkeit, von der Großzügigkeit und von der Brüderlichen Liebe.“ Auszug aus dem Buch Es ist dringend umzuerziehen!, welches die Grundlage der erzieherischen Richtlinie der LGW darstellt, und vom Erzieher Paiva Netto verfasst wurde, Autor von verschiedenen Bestsellern.

² Paiva Netto im Buch Es ist dringend umzuerziehen!, Seite 275, Taschenbuch.