Geschichte des Lebens: Unterschiedliche Chancen
Aus der Redaktion
20.04.2015 | Montag | 15:46 Uhr | Aktualisiert am 22.09. um 16:48 Uhr (Uhrzeit Brasília)
In diesem zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts sieht sich der Kampf um die Gleichheit der Geschlechter und gegen die Gewalt gegen Frauen immer noch vor große Hindernisse gestellt, unabhängig von der sozialen Schicht. Auf dem Arbeitsmarkt beispielsweise, gibt es weiterhin Ungerechtigkeit hinsichtlich einer ebenbürtigen Bezahlung, so wie dies die Studie der Interamerikanischen Entwicklungsbank (BID) mit dem Titel „Neues Jahrhundert, neue Ungleichheit“ feststellte, die Häuserbefragungen in 18 Ländern in Lateinamerika und der Karibik untereinander verglich.
Bei der Analyse der Situation von Männern und Frauen gleichen Alters und gleicher Schulbildung, zeigte die Studie, dass Frauen im Durchschnitt 17% weniger verdienen. Und die Ungleichheit setzt sich noch weiter fort, denn Frauen stoßen bei der Erlangung von Stärkung und besseren Positionen in der Arbeitswelt auf größere Hindernisse als Männer.
In Paraguay war im Jahr 2012 die Arbeitslosenzahl unter Frauen am größten, wobei diese noch dazu die geringsten Einkommen des Landes aufwiesen – 45,2% haben erst gar kein eigenes Einkommen. Diese Zahlen finden sich in den beim Seminar „Vom Kampf gegen Armut zu den öffentlichen Politiken der Gleichheit: eine schwebende Debatte“ vorgestellten Studien, das vom Zentrum für Feministische Studien und Überlegungen (Cfemea) organisiert wurde. Diese Realität findet auf dem Land stärkeren Ausdruck, wo die Zahl der dort im Innern Paraguays lebenden Menschen ohne Einkommen bei 61,1% liegt.
LGW: dort präsent, wo die Bevölkerung es nötig hat!
Die Legion des Guten Willens (LGW) Paraguays ist seit 30 Jahren vor Ort. Mit ihren sozioedukativen Programmen unterstützt sie tagtäglich in ihrer Sozialhilfeabteilung in der Hauptstadt Asunción und in verschiedenen weiteren Regionen extremer Armut, Menschen mit geringem Einkommen. Ihr Ziel ist es, ihren Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung dieser Gemeinschaften zu leisten und die Rechte der Bevölkerung sicherzustellen, darunter die Stärkung der Frau.
Abgesehen davon, Kindern von 2 bis 6 Jahren im Kindergarten und in der Vorschule José de Paiva Netto eine integrale Ausbildung zu bieten, veranstaltet die LGW Programme mit wichtiger sozialer Reichweite, wie beispielsweise Gesundheit für Alle, Guter Wille in Aktion und Erziehung und Bildung in Aktion.
Zwischen den Aktivitäten, aus denen sich das Programm Erziehung und Bildung in Aktion zusammensetzt, werden edukative Vorträge und Kurse zur Berufsbildung organisiert. Diese Initiative trägt bereits zur Förderung der Geschlechtergleichheit bei, da hiermit eine große Anzahl an Frauen der Siedlung Villa Angélica eingebunden werden konnte. Mit der Unterstützung der LGW stellen sie nun bunte Teppiche und andere Kunsthandwerksgegenstände für den Verkauf her, und helfen so beim Einkommen der Familie mit und erreichen ihre Autonomie. Lernen Sie die LGW Paraguays kennen.
Eine Lebensgeschichte
Obgleich sie Situationen von Unterwerfung und Gewalt durchlebt hat, hat die 43 –jährige Maria Dolores, aus Paraguay, die Gelegenheit beim Schopfe gegriffen um ihre finanzielle Stärkung zu erzielen. Geschichten die begeistern: Teilen Sie mit Ihren Freunden.
„Ich habe sehr an der Unterdrückung und den Einschränkungen zuhause gelitten. Meine Eltern haben sogar meine Freunde für mich ausgesucht. Eines Tages war ich diese Bevormundung leid und fing an ein Doppelleben zu führen. Ich habe mich in einen älteren Mann verliebt, aber meine Eltern haben diese Beziehung nicht akzeptiert. So bin ich dann von Zuhause fort und habe von mir selbst aus Antidepressiva genommen.“
„Eines Tages hat mir dieser Mann dann ein Zuhause angeboten, hat eine Haushaltshilfe eingestellt und ich bin dann nach Fernando de la Mora gezogen, eine Stadt, die weit weg ist von dort, wo meine Familie wohnt. Ich fing an ein Leben in Freiheit zu genießen. Er war zärtlich, romantisch… alles war wunderbar. So habe ich dann auch aufgehört die Medikamente zu nehmen, bin aber dann in eine sehr große Depression verfallen.“
„Und dann fingen die Probleme mit ihm an. Ich habe gemerkt, dass ich alles für jemanden aufgegeben habe, der nicht so war, wie ich gedacht habe. Mit der Zeit kamen zunächst die verbalen Aggressionen. Ich musste wegen der Eifersucht, die er mir gegenüber hatte, meine Arbeit aufgeben und fand mich deshalb in ökonomischer Abhängigkeit von ihm wieder. Es war wirklich schwierig! Meine Träume waren zerstört, meine Erwartungen und mein Streben, was ich gelernt habe, all das war verloren.“
„Aber die Dinge wurden [nach einer Weile] wieder besser; [ich habe mich von diesem Mann getrennt], und bin wieder bei meinen Eltern eingezogen und habe auch angefangen wieder zu arbeiten, und ich habe erneut ein soziales Zusammenleben und spüre auch wieder, dass ich gebraucht werde. In dieser Zeit lernte ich den Vater meines Sohnes kennen, einen Wolf im Schafspelz. Ich wurde zur alleinerziehenden Mutter. Er hat mich auch mit Worten angegriffen…“
„Ich stand also wieder ohne nichts da, als die Legion des Guten Willens in mein Leben trat. Eine meiner Tanten erzählte mir, dass ich mein Kind in der Schule dieser Institution immatrikulieren könne. Von da an hat sich mein Leben verändert. Gott hat auf all mein Beten geantwortet. Mit zwei Jahren ist dann mein Kind in den Vorkindergarten der LGW gekommen. Diese Hilfe hat es mir ermöglicht, dass sich die Türen erneut für mich öffneten, und ich wieder arbeiten konnte und fühlen, dass ich wichtig bin.“
„Hier ernährt sich mein Kind gut, spielt und wird unterrichtet. Wir Eltern haben die Möglichkeit berufsfördernde Kurse zu besuchen, in denen uns viele Dinge beigebracht werden. Ich habe gelernt, dass man weiter machen muss, denn es gibt noch so viel zu tun. Die LGW hat mich gelehrt das Leben zu wertschätzen und hat mir sehr dabei geholfen mein Kind zu verstehen. Ich fühle mich nun nicht mehr allein. Ich habe es geschafft meine Probleme zu überwinden und bin jetzt glücklich.“
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*Unterstützt vom Programm Guter Wille in Aktion, kommt der Architektin Maria Dolores (Name geändert), die Arbeit der LGW aus Paraguay seit 2009 zugute. Ihr Kind besucht zur Zeit den Kindergarten und die Vorschule der Institution (mit integraler Erziehung für Kinder von 2 bis 6 Jahren).
Textausschnitt aus der Zeitschrift GUTER WILLE Frau (2013), eine Sonderausgabe, die an die Teilnehmer der 57. Sitzung der Kommission über die Situation der Frau bei den Vereinten Nationen in New York (USA) gerichtet ist.