Eine Pädagogik für den Frieden

Die Schule und ihre Aufgabe Akteure für eine nachhaltige Entwicklung auszubilden.

Suelí Periotto

12.07.2013 | Freitag | 8:56 Uhr | Aktualisiert am 22.09. um 16:08 Uhr (Uhrzeit Brasília)

Das vergangene Jahrhundert hat gezeigt, dass technologische Innovationen alleine nicht ausreichend sind um Nachhaltigkeit zu erzielen. Es ist eine tiefergehende Revision von Paradigmen und Werten nötig, die in der Lage sind die globale Gesellschaft zu verändern. Die Produktion und Verbreitung von sozialen und ökologischen Technologien muss die Wertschätzung des über Tausende von Jahren angesammelten Wissens von verschiedenen Kulturen mit einschließen, nicht nur das wissenschaftliche. 

João Periotto


Ständige Anreize in einer Kultur, die nachhaltige Aktionen in der Schule unterstützt, können das Vorbereitetsein der Protagonisten in einem neuen, weltumspannenden Szenario bewirken, in dem die Wege des Umweltschutzes sich an ein starkes Bewusstsein von Nachhaltigkeit koppeln. Mit jungen Akteuren in diesen Momenten des Wandels, werden neue Ideen andere Menschen dahingehend beeinflussen, denselben Weg zu einem menschlicheren Fortschritt zu beschreiten. 

Die Legion des Guten Willens (LGW) teilt ihre Erfahrung einer Kultur des Friedens mit den Gemeinschaften in Brasilien und im Ausland, in denen sie präsent ist. In ihren Schulen, den Gemeinschaftszentren für Sozialhilfe und in ihren Altersheimen entwickelt die Institution sozioedukative Aktionen, die auf direkte Weise mit den technologischen Notwendigkeiten und dem kulturellen Repertoire der Unterstützten korrespondieren. 

Mit Augenmerk auf die lokalen Realitäten, wertschätzt sie die kulturellen Wurzeln einer jeden Gemeinschaft und erleichtert sie dieser den Zugang zur digitalen Welt sowie zu innovativen Ressourcen und bietet ihnen plurale Reflexion, indem sie in ihren Aktionen die Werte von Bürgerschaft, Ethik und ökumenischer Spiritualität miteinander verbindet. Bei einer permanenten Partnerschaft mit der LGW werden Erzieher und Erzieherinnen des öffentlichen und privaten Schulsystems, sei dies anhand von Vorträgen, pädagogischen Workshops oder in einem jährlich abgehaltenen Kongress für Erziehung dazu eingeladen, an den Projekten der Institution mitzuwirken. 

Revista Boa Vontade — Desenvolvimento Sustentável

Intellekt und Gefühl
Die Institution kümmert sich um die intellektuelle Ausbildung des sozioaffektiven, ethischen und intuitiven Potenzials des zu Erziehenden und macht ihn mit neuen Technologien vertraut, die ihn in die Arbeitswelt integrieren und die dessen Möglichkeiten auf eine Fortführung seiner Ausbildung verstärken. Hierzu wendet sie eine eigene erzieherische Linie an, die sich aus der Pädagogik der Zuneigung und der Pädagogik des Ökumenischen Bürgers zusammensetzt, die vom Leiter der Institution, José de Paiva Netto ins Leben gerufen wurden. Ziel dieser pädagogischen Linie ist es die Intelligenz des Gehirns mit der des Herzens zu vereinen, so dass die vom Schüler entwickelten Fähigkeiten und Kompetenzen von ethischen, ökumenischen und spirituellen Werten durchdrungen werden. Auf diese Weise wird Unterricht mit Qualität garantiert und das Leben einer ökumenischen Bürgerschaft gefördert, die sich auf den Gefühlen der Solidarität, des Friedens und des Respekts vor den Unterschieden gründet.

Indem sie, sowohl in ihrem Netzwerk an Schulen, wie auch in den sozioedukativen Programmen, die sie in über 70 brasilianischen Städten unterhält, Kinder und Jugendliche aufnimmt, die sich in einer Situation der Verwundbarkeit befinden, sorgt die LGW dafür ihnen die Möglichkeit zum Zugang zu Computern und deren Basiswerkzeugen zu ermöglichen. Der Vorschlag einer integralen Ausbildung – die die Werte einer Solidarischen und Altruistischen Ökumenischen Gesellschaft beinhaltet – dient als Grundlage dafür, dass der zu Erziehende eine akademische Laufbahn beschreiten kann. Hiermit trägt er gleichfalls zur Schaffung einer Kultur der Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit im Bewusstsein des Gebrauchs von neuen Technologien mit bei. 

Die Berufung, Akteure für eine nachhaltige Entwicklung auszubilden, erhält in den Kommunikationsmedien der LGW eine besondere Dimension. Indem sie pädagogischen Konzepten folgt, produziert und/oder unterstützt die Legion des Guten Willens erzieherische Inhalte für Rundfunk, TV, Internet und Printmedien. Dieses Material wird zu einem großen Teil von ehemaligen Schülern und Schülerinnen der Institution produziert und ist das Resultat des permanenten Programms zur Ausbildung von Fachleuten auf den Gebieten des Audiovisuellen und der Multimediaproduktion, mit fortlaufenden Projekten zur Bildung einer technischen Schule für soziale Kommunikation. Diese Aktivität steht im Einklang mit allen Richtlinien zu Erziehung und Sozialhilfe der Organisation, so dass die unterstützten Kinder, Jugendliche und Erwachsene dazu motiviert werden multiplizierende Akteure der Nachhaltigkeit zu sein, ein Vorschlag der sich immer dann einen neuen Platz erobert, wenn die Gemeinschaft selbst Konditionen zum Dialog schafft und sie ihre Beteiligung auf der Suche nach Lösungen zu den lokalen Problemen stärkt. 

Strategien zur digitalen Inklusion
Im Formalunterricht ist die Institution darauf bedacht technologische Ressourcen zu benutzen und sich ständig zu aktualisieren, wobei sie immer die Wege wertschätzt, die den individuellen Notwendigkeiten des zu Erziehenden entgegenkommen, insbesondere in speziellen erzieherischen Situationen, bei Diagnosen von psychologischen Störungen und mangelnder Mobilität, die oftmals aus Problemen bei der motorischen Koordination des Schülers oder der Schülerin resultieren. Ausgehend von Befunden von Psychologen, Psychiatern, Phonoaudiologen und Erziehern bedienen sich die Multidisziplinären Teams der LGW der Strategien zur Lernunterstützung der Schüler und Schülerinnen. Das Resultat dieser Arbeit besteht aus einem Unterrichtsangebot mit Qualität, in einer freundlichen Umgebung, das die Werte einer ökumenischen Bürgerschaft mit pädagogischen Aktionen vom frühesten Kindesalter an verbindet. Dieser Unterschied ermöglicht eine solide sozialaffektive Entwicklung des Kindes, was die Grundlage für eine integrale Ausbildung des Individuums bedeutet, so wie dies die Prämisse der erzieherischen Linie darstellt, die in den Schulen der Institution angewandt wird. 

Die LGW ist der Meinung, dass die planetarische Gesellschaft bei der solidarischen Anwendung der neuen Technologien nur profitieren kann – insbesondere von den Technologien für Information und Kommunikation (Grundlage der digitalen Wirtschaft) sowie den sozialen und ökologischen Technologien, die eine höher stehende Position auf der Innvestitionsagenda von Regierungen und privatem Sektor verdienen. Die Legion des Guten Willens unterstreicht gleichfalls die Notwendigkeit, die globale Debatte zur Wissenschaftsarbeit selbst und deren Ethik zu vertiefen, damit die Fortschritte in der Forschung nicht mit einer ausschließlich wirtschaftlichen und ausschließenden Logik verbunden sind, welche die Ungleichheiten nur noch weiter vertiefen.

Hierzu warnt der Erzieher Paiva Netto: „Diesem so angestrebten strukturellem Wandel muss, abgesehen von der Macht der Vernunft, das Beste der Gefühle der Kreatur innewohnen; andernfalls wird er weiterhin nur jenen traumtänzerischen Willen ausdrücken, in den er sich so oft fast verwandelt hat. Es ist daher dringend nötig Herz und Hirn zu vereinen. Mit den Augen soll man ruhig in die Höhe blicken, es ist aber besser, wenn man mit den Füßen fest auf dem Boden steht.“

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Artikel aus der Zeitschrift GUTER WILLE Nachhaltige Entwicklung, die den Teilnehmern der Hochrangigen Versammlung des Wirtschafts- und Sozialrates der Vereinten Nationen (ECOSOC) ausgehändigt wurde und die in Genf, in der Schweiz stattfand.

Übersetzung: Thomas Hempfing
Revision: Mônica Moraes